27/09/2023
In den frühen 1900er-Jahren gab es auf den Straßen New Yorks vor allem ein Transportmittel: Pferde. Bis zu 200.000 Nutztiere beförderten Güter und zogen Personenwagen. Doch New Yorker, die auf der Suche nach leiseren Verkehrsmitteln waren, hatten auch Zugang zu einer überraschenden Alternative: einer Flotte von mehr als 60 Elektrotaxis. Diese frühen EVs waren eine saubere und zuverlässige Möglichkeit, sich in der Stadt fortzubewegen, bis zwei Entwicklungen eintraten: Henry Ford fand einen Weg, benzinbetriebene Autos erschwinglich zu machen (650 US-Dollar gegenüber 1.750 US-Dollar für ein Elektroauto), und texanisches Öl machte sie kostengünstig im Betrieb. Schon bald war das Schicksal des Elektroautos vorerst besiegelt.
Da jedoch die Elektromobilität wieder an Popularität gewinnt – diesmal aus Gründen des Umweltschutzes – sollte man nicht vergessen, dass sie nicht neu ist: Ihre Entwicklung begann schon vor einiger Zeit und ist noch lang nicht zu Ende. Um die Frage zu beantworten, wie sich die Elektrifizierung auf die Reifenwahl auswirkt, müssen wir daher sowohl die unmittelbaren Auswirkungen der Elektrifizierung als auch eine weitere überraschende Möglichkeit, die uns in der Zukunft erwartet, berücksichtigen.
Die Wahl der Reifen ist anders, denn es gibt zwei wesentliche Unterschiede zwischen Elektro- und Diesel-Lkw: EVs wiegen mehr und haben eine geringere Reichweite.
Ein typischer Diesel-Lkw wiegt etwa 7,5 Tonnen und ist damit deutlich leichter als sein elektrisches Pendant, das vor allem aufgrund der erforderlichen großen Batteriepakete etwa 9 Tonnen wiegt. Bei einer Zunahme der Masse um 20 % müssen die Reifen mehr Gewicht tragen können. Reifenhersteller haben darauf reagiert und die Tragfähigkeit der Reifen erhöht: Goodyear hat beispielsweise vor Kurzem den URBANMAX MCA HL+ mit einer deutlich höheren Tragfähigkeit für elektrische Stadtbusflotten auf den Markt gebracht. Diese Flotten werden aufgrund städtischer Schadstoffgrenzwerte und ihrer geringeren Reichweite schneller auf elektrischen Antrieb umgestellt als Lkw im Fernverkehr.
Die Maximierung der Batteriereichweite ist eine weitere Herausforderung für Flotten – und damit für Reifenhersteller. Mit FUELMAX ENDURANCE verfügen Lkw-Flotten über einen robusten Lkw-Reifen mit einem B-Label für Kraftstoffeffizienz, der im Vergleich zu seinen Vorgängern eine höhere Kraftstoff- und Batterieeffizienz bietet. Auch durch Lösungen wie TPMS, die den Reifendruck überwachen und damit die Effizienz erhöhen, trägt Goodyear zur Verringerung des Kraftstoffverbrauchs und zur Erhöhung der Reichweite bei.
Auf längere Sicht gibt es interessante Entwicklungen auf dem Gebiet des „Torque Vectoring“ (Drehmomentverteilung) – der Technik, bei der auf jedes Rad ein unterschiedlich starkes Drehmoment wirkt. Diese Technik wird seit den 1990er-Jahren in herkömmlichen Hochleistungsfahrzeugen eingesetzt, um die Kontrolle, Stabilität und Effizienz zu verbessern, indem ein Durchdrehen der Räder beim Übertragen des Antriebsmoments verhindert wird.
Vectoring ist aufgrund des enormen Drehmoments, das von Elektromotoren unmittelbar erzeugt wird, von großer Bedeutung für Elektroautos. Diese Leistung mag für Sportwagenbesitzer einen Nervenkitzel darstellen, aber Lkw benötigen keine enorme Beschleunigung; sie brauchen Kontrolle, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit im Betrieb. Daher wird Torque Vectoring bei schweren Nutzfahrzeugen eher als eine Möglichkeit gesehen, die Leistung wirtschaftlich zu nutzen, um sowohl die Lebensdauer der Batterie als auch die Lebensdauer der Reifen zu verlängern.
Torque Vectoring lässt sich bei Elektrofahrzeugen auch viel einfacher einsetzen, da mehrere Motoren für den Antrieb der einzelnen Räder verwendet werden können, wodurch ein komplexes (und schweres) Differentialsystem überflüssig wird. Wenn sich Torque Vectoring bei der Lkw-Konstruktion durchsetzt, könnte sich die Art und Weise der Reifenkonstruktion ändern, da die Lenkachsreifen an der Vorderachse sowohl für Antrieb als auch die Richtung zuständig wären, während die Hinterachse sowohl für die Lenkung als auch für die Vorwärtsbewegung sorgen könnte. So könnte die Definition von Antriebs- und Lenkachsen verschwimmen, was die Frage aufwirft: Warum sollten Sie separate Lenkachsreifen und Antriebsachsreifen kaufen, wenn die Achsen ähnliche Anforderungen an Reifen stellen? Auf diese Weise könnte die Zukunft von Elektrofahrzeugen nicht nur das Fahren sicherer und effizienter machen, sondern auch die Verwaltung des Reifenbestandes vereinfachen!
Da die Elektrifizierung von Fahrzeugen eine so wichtige Entwicklung ist, ist es nicht verwunderlich, dass ständig neue Ideen aufkommen. Mit der Weiterentwicklung der Motorentechnologie und des Lkw-Designs werden auch neue Anforderungen an die Reifenhersteller gestellt. Unabhängig davon, welcher Antriebsstrang zum Einsatz kommt – und unabhängig von den Bedingungen oder Anforderungen, die an das Fahrzeug gestellt werden – muss immer der bestmögliche und effektivste Kontakt zur Straße sichergestellt sein, um das richtige Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten.
Wir bemühen uns, unsere Veröffentlichungen so genau wie möglich zu gestalten. Sie stellen jedoch keine rechtliche, technische oder professionelle Beratung dar. Bitte holen Sie vor jeder Maßnahme professionellen Rat ein.
Die Informationen auf dieser Website sind allgemeiner Natur und dienen ausschließlich der Orientierung. Die Informationen sind nicht bindend und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder auf eine auf Ihre Situation zugeschnittene Beratung. Jeder Artikel ist mit einem Veröffentlichungsdatum versehen, aber die Gesetze, Technologien usw. können sich nach diesem Datum ändern, so dass die Informationen unzuverlässig werden. In manchen Fällen bringen wir Meinungen zum Ausdruck. Beachten Sie, dass es sich hierbei nicht um Gesetze handelt, sondern um die Ansichten von Einzelpersonen. Für eine umfassende und wohlüberlegte Betrachtung eines Themas lassen Sie sich bitte individuell beraten.
Goodyear übernimmt keine Verantwortung für Verluste, die sich aus dem Zugriff auf diese Website oder dem Vertrauen in die darin enthaltenen Informationen ergeben können. Wir sind auch nicht verantwortlich für den Inhalt externer Internetseiten, die mit dieser Seite verlinkt sind oder von ihr verlinkt werden.